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Bolivien
In Bolivien angekommen, bin ich zuerst nach Villamontes um die üblichen Arbeiten zu erledigen: Geld abheben und Telefonkarte kaufen. Geldwechseln beim Grenzübertritt ist zu teuer und deshalb wird das Restgeld an der Grenze „vertankt“. Die Banken sind hier noch heilig: bei der ersten ging der Automat nicht deshalb habe ich während der Mittagspause ans Fenster geklopft, da kam gleich die Security.
Bei der nächsten habe ich keine Wartenummer gezogen, im Kassenraum auf dem Handy Fotos angeschaut und wurde gebeten es auszumachen oder rauszugehen. Über die Frage nachdem „Warum“ und der Antwort „Security“ und meine Bemerkung „Bullshit“ konnten Sie nicht lachen, ich glaube die waren froh, als sich mich wieder loswaren.
Die ersten 100 Kilometer in Bolivien war die Strasse super, dann aber eine staubige, schnurgerade Piste bis zu den Bergen. Ich beschloß, zur Stadt Tarija zu fahren, habe es aber nur bis Entre Rios geschafft, da ich auf der Piste nur durchschnittlich 40 kmh fahren konnte.
In Entre Rios fand ich eine deutsche Familie, die ein kleines Hotel betreibt. Mit minimalen Mitteln haben die über die letzten 18 Jahre ein Haus, 2 Cabañas, Restaurant und Swimmingpool gebaut, alles schön ordentlich. Verbrachte kühle Nacht und der Mosquito-geplagte Körper konnte sich erholen.
Insektenspray hilft so gut wie gar nichts, egal welches.
Bin dann weiter und eigentlich sollte die Strasse asphaltiert sein, aber beide Navis haben mich auf einer Schotterpiste quer über die Berge gejagt. Habe mir Redbull besorgt, da ich mir hier keine Müdigkeit leisten kann. Die kleinen Kreuze auf winzigen Häuschen am Strassenrand sind Unfalltoten gewidmet.
Die schlimmsten Stellen wurden durch Streckenposten mit Walkytalky entschärft, die den Verkehr wechselseitig anhalten.
Teilweise musste ich Schneepflug spielen und mit meinem Unterboden den Kies wieder in die Spurrillen pflügen, es tat uns beiden weh, dem Auto und mir.
Die Strasse zwischen Entre Rios und Tarija war schon gefährlich, auch weil es geregnet hat und es sehr neblig war, allerdings wenig Verkehr, die waren wohl alle auf der Asphaltstrasse. Mir sind mehr Ziegen, Kühe, Schafe, Schweine und Esel begegnet als Autos. Die Dose Redbull blieb dann im Kühlschrank, die Strecke hat genug Adrenalin produziert um mich am Einschlafen zu hindern.
Der höchste Pass war so 4200 Meter hoch, mir hat das nichts ausgemacht, bei Emmazwo habe ich aber festgestellt, dass der Motor ab 3000 Höhenmeter unter 2000 Umdrehungen keine Leistung mehr bringt, man muss höher drehen, was aber ausser mehr schwarzen Rauch kein Problem ist – Emmazwo macht die Sache wirklich gut.
Mit letztem Tageslicht in Tupizas angekommen, mit diversen Autostoppern unter anderem einem aus 4 Mann bestehenden Strassenbautrupp, die haben sehr intensiv gerochen, dass konnte auch die Klimaanlage nicht mehr wegschaufeln
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Hier in Bolivien muss man überall Papier ausfüllen und sich jede Quittung aufheben, jeder Strassenabschnitt, den man befährt wird im Zollpapier vermerkt und mit multiplen Stempeln und Belegen dokumentiert.
Sogar auf der öffentlichen Toilette bekommt man mit dem Toilettenpapier eine Quittung ausgehändigt.
Das Auto war ganz schön eingestaubt und so habe ich nach einer Waschgelegenheit gesucht. Die Handwäsche hat ca. 5€ gekostet und gab mir die Möglichkeit den Unterboden zu inspizieren, dabei musste ich leider feststellen, dass ich die Abdeckung der Lichtmaschine beim Aufsetzen gebrochen hatte. Deshalb habe ich dort nun eine Werkstatt gesucht, wo man mir geholfen hat und nach langer Suche auch einen neuen Keilriemen gefunden hat. Der Einbau kostete 8€, die Abdeckung wird repariert, während ich auf Jeep Tour durch die Salar de Uyuni und den angrenzenden Nationalpark gehe
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Hatte Glück mit den anderen Teilnehmern, 3 Franzosen und ein Bayer, auch den Fahrer und die Köchin versteht man gut. Die Jeeptour führt uns durch Salzwüsten und zu Geysiren, wir baden in Vulkanwasser in sehr großen Höhen.
Auch am höchsten Punkt der Tour, auf 5000 Meter über Seehöhe, sind alle wohlauf. Wir trafen einen Allgäuer, der mit dem Fahrrad unterwegs ist, weil aber der Sand so tief ist, konnte er sein Rad schon seit Tagen nur noch schieben. Ich hatte Befürchtungen, dass von meiner Embolie noch Probleme übergeblieben sind, daher bin ich auf 5000 M mal versuchsweise 200 m zum Auto gelaufen und bin nicht kollabiert.
Auch ich kenne jetzt den Unterschied zwischen Alpaka, Lamas und Vikunas.
Haben in der Salar de Uyuni verrückte, lustige Fotos gemacht, die anderen sind gleichschräg drauf.
Hier im Süden von Bolivien ist die Bergwelt, die Salzwüsten und die Lagunen unbeschreiblich,die Menschen sind etwas reserviert, man braucht Geduld aber dann wird es schon.
Haben auch in Salzhostel übernachtet, alles ist aus Salz.
Rene unser Fahrer hat jetzt die erste von 3 Würth Sonnenbrillen von mir, er und seine Frau als Köchin haben uns eine unbeschreibliche Tour geboten.
Auto in Tupiza repariert, für 13€. Die Geräusche kommen vom Klimakompressor, der wird mich wohl irgendwann verlassen.
Auf dem Weg nach Sucre wurde ich von einer hübschen jungen Frau angehalten, Sie und ihre Mutter müssten nach Potosi, es gäbe keinen Bus.
Die ersten 100 km waren eher ruhig, die Bolivier sind reserviert ( wehn wundert`s, zuerst haben die Weissen ihnen das Gold geklaut, dann die Kultur und jetzt die Bodenschätze)
Danach hat so langsam eine Konversation angefangen, Mutter fährt mit Schwester nach Santa Cruz (12 stunden imBus) von Potosi aus um Verwandte zu besuchen. Wir also nach Potosi, und als die Konversation in Gang kommt erfahre ich, dass junge Frau im Auto auch mitwollte, aber Kreuz weh hat, und Magenprobleme.
Etwas später als wir mehr Vertrauen ineinander gefunden haben wird aus den Schmerzen Schwangerschaftsbeschwerden.
Die einäugige Mutter spricht zwar angeblich Spanisch aber nicht mit mir, mit ihrer Tochter spricht sie nur Quechua. Die Familie ist groß 15 Kinder und ein Teil wird jetzt besucht.
Kurz vor Potosi, einige Telefonate mit der Schwester die am Busterminal in Potosi wartet und plötzlich, change of plan, der Tochter im Auto geht’s besser, Sie hat Medizin gegen die Übelkeit genommen, und möchte schnell nach Hause einige Sachen packen und mitfahren. Während die Tochter die Sachen packt setzt sich die Mutter auf die Strasse und der weite Rock schützt vor Blicken während Sie sich erleichtert.
Es dauert ewig bis die Sachen gepackt sind, wir auf zum Busterminal. Viel zu spät, wir änder den Plan und fahren zum Friedhof dort kommt der Bus vorbei. Als wir dort angekommen sind, ist der Bus weg die Schwester steht auf der Strasse. Nächster Plan, zum Busterminal, Tickets zurück geben, und dann auf nach Sucre.
Tickets können nicht zurück gegeben werden, deshalb erneute Planänderung, Busverfolgung ! leider hat der Bus schon 30 Minuten Vorsprung.
Also, Schwester eingeladen und Vollgas nach Sucre, 20 Kilometer vor Sucre erklären mir die Damen dass sie nicht wüssten wo die Bushaltestelle ist, die internet Suche muss unterbrochen werden da die Pillen nicht mehr wirken und zum Glück eine Plastiktüte zur Hand ist.
Die tüte geht mit Inhalt über Board, meine Feuchttücher werden gerne genommen, ich kann verhindern dass Sie auch aus dem Fenster fliegen. Die Suche nach der Bushaltestelle im Internet bringt keinen Erfolg, viel Diskussion in quechua, der Sprit geht auch zur Neige.
Was tun, ich habe noch für vielleicht 20 km Diesel, wir sind bald in Sucre, plötzlich viel lachen und schreien, wir haben den Bus eingeholt.
Die Bushaltestelle liegt auf der anderen Stadtseite, ich mache schon Plan für danach ( mit taxi 5 liter sprit holen etc), zu allem Überfluss springt auch noch die Schiebetür auf und die Schwestern verstehen den Entriegelungsmechanismus nicht, also alles sichern und mit offener Tür hinter dem Bus her, der hält plötzlich genau gegenüber einer Tankstelle, welch ein Glück.
Es bleibt kaum Zeit zur Verabschiedung, der Busfahrer bedankt sich sogar, die Tankstelle gegenüber ist eine der wenigen in der Stadt und total überlaufen, es wird aber den wartenden freier Kaffe und Erfrischungsgetränke serviert.
Der Sprit für Ausländer kostet 9 Boliviar, für Inländer 3,8. Tipp von Mitcamper, Tankstelle ohne Computer suchen und verhandeln, 6 Bolivar seien machbar. Bilder machen strikt verboten.
Dann zum Stellplatz Felicidas und Alfredo, er 70 jähriger Professor an der Uni, der in der Gartenlaube Elektro Motoren neu wickelt.
Wie bei jedem Haus wird auch bei Campern umgebaut, der Verhau in meinem Bad stört mich, habe Dachgepäcksträger gefunden, die Sachen die ich nie benötige, wie Vorzelt etc. kommen aufs Dach.
Die Montage war schwierig, eine Firma die Dachgepäcksträger montiert und keine Gewindeschneider geschweige den eine Stehleiter hat. Ich habe dann noch mit meinem Voltmeter Lichtproblem eines anderen Kunden gelöst, die waren erstaunt über die Menge an Werkzeug die ich mitführe.
Letzten Abend in Sucre schweres Unwetter mit großen Hagelkörnern, hatteAngst um meine Solarpanels, es hat dann ganzschön viel Wasser durch die Dachluke gedrückt, aber im Gegensatz zum Nachbarn keine Schäden.
Die Verlustliste muss um eine Softshell verlängert werden, habe Sie wahrscheinlich im Kaffe hängen lassen, Besitzerin sagte mir, sowas hängt nicht lange. Zumindest war nichts in den Taschen, vermisse nichts.
Dann nach Cochabamba, liegt auf etwa gleicher Seehöhe wie Sucre, Emmazwo und ich mussten aber einen 3700 Meter hohen Pass überqueren, mittlerweile Kinderspiel.
Wieder Notfall, Mutter mit Kind wollten nach Aiquile, dort gibt’s Krankenhaus. Verständigung sehr schwierig, aber nach einer Weile gings, Sie Mutter von 9 Kindern, kleinstes (etwa 10 Jahre) hat starken Husten und ist etwas apatisch. Habe dann die Beiden vors Krankenhaus gefahren und die waren ganz froh, dass ich das gebotene Geld strikt abgelehnt habe.
Leider musste ich feststellen, dass sich meine Klimaanlage verabschiedet hat, werde mal in Chile nachschauen lassen, der Sommer liegt nach noch vor uns.
In Chochabamba nur noch gekocht und ins Bett gegangen, der Campingplatz lag zuweit ausserhalb.
Am morgen nach La Paz, und meine beiden Navis haben sich einen Streich erlaubt und mich zu einem Fluss gelotst, zweimal. Ich fands nicht so gut und habe geflucht, den dass hat 30 km staub fressen bedeutet. Das iphone
scheint das persönlich genommen zu haben und hat sich ausgeschaltet. Dann Navigation konventionell, mit fragen. Dann endlich Brücke gefunden, schon etwas Bammel gehabt da die Einheimischen steckengeblieben sind, Emmazwo größer und schwerer ist und ich keinen Einweiser hatte, aber Alles ging gut.
Über die Berge viel Staub gefressen, oben am Berg auf 4300 meter gibt’s provisorische Tankstelle, hier kostet der Diesel 5 Bolivar für alle. Habe 20€gespart.
Mit dem letzten Sonnenlicht im schönen Colibri Camp in einem Tal etwas südlich von La Paz angekommen, fix und alle, nur mehr Essen und Schlafen.
In einem Reiseführer hier habe ich gelesen dass man La Paz mit einer großen Schüssel in der Spiralenförmig nach unten Ziegelbauten geklebt sind. Die Häuser werden nichts verputzt da Sie so als nicht fertig gelten und weniger Steuern anfallen.
Wurde auf dem Zentralplatz von Tourguides angesprochen ob ich nicht eine Tour mit den Telefericos
für 50 Bolivianos machen will. 3 Stunden mit bezaubernder Kommunikations Studentin, habe viel erfahren, bin jetzt Superfan von den Seilbahnen hier.
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Waren auch in El Alto über 4000 meter, dem größten Markt in Südamerika, hier bekommst du Alles, kurioseste Sache, getrockneter Lamafötus als Opfergabe. Gibt dann noch eine Straße mit Brujas, den Hexen, hier kann man Zeremonien buchen,
z.b Opfergaben zum wohl bestimmter Personen aber auch Verfluchungen. Habe keines von Beiden gemacht, bin aber noch zwei Tage hier.
Da meine französischen Freunde jetzt zwei Tage voraus sind und total begeistert von der Radtour bergab der Carretera de la Muerte waren habe ich das auch gebucht, für Emmazwo ist das nichts, die darf rasten.
Eigentlich heißt die Tour, Carretera del la Yungas, und führt von 4400 meter auf 1250 meter, auf einer länge von etwa 50 km, die rsten 20 auf Asphalt, dann auf Schotter. Der Tourguide hat viele Fotos gemacht und uns regelrecht plaziert vor den Schluchten. Die Strecke ist seit 2006 stillgelegt, mit dem Auto möchte ich sie nicht fahren.
Da es keine Ruhezeiten Verordnung für Lkw Fahrer gibt, fahren die ewig lange Zeiten und halten sich mit Koka und Bolivien Whisky wach, was zu schweren Unfällen führt. Diese Woche bereist 6 Tote.
Ich bin froh den Moloch La Paz verlassen zu können, ist sehr anstrengend, die wenige Luft ist noch sehr von den Autoabgasen verschmutzt.
Generell ist Bolivien ein Automordendes Land, Emmazwo hat hier sehr gelitten. Seit 4 Wochen bin ich auf Höhen zwischen 3.300 und 5000 Metern, der Körper stellt sich langsam darauf ein, aber es kommt immer wieder zu Atemnot und Beklemmung. Ich habe in einem Leitfaden für Bergsteiger gelesen „hoch steigen, tief schlafen“, soll heissen zum schlafen immer in tiefere Höhen. Bin dann immer zum schlafen auf mindesten 3.500 runtergefahren und fühlte mich viel besser.
Sollte ich wieder nach Bolivien kommen, werde ich einige Touren machen, aber besser vorbereitet.
Generell ist Bolivien ein armes Land, sehr günstig für uns. Seit Evo Morales wirdviel gebaut, die Strassen sind schon viel besser, in la Paz gibt es ein Netz von Seilbahnen der österreichischen Firma Doppelmeier, aus diesem Grund kennt jeder Österreich.
Evo Morales bestreitet jetzt seine dritte Amtszeit (laut Verfassung sind nur zwei möglich) und möchte noch ein viertes Mal gewählt werden. Für mich ist er etwas zu präsent, auf jedem Plakat, an jeder Sesseliftkabine ist sein Foto. Es wird wohl auch andere Demokraten in Bolivien geben.
Die Verständigung mit den 60% Indigenen ist schwierig, mit den 26% Mestizen klappt’s ganz gut.
Die 14% rein Weiße verstecken sich in abgesperrten Wohnvierteln und elitären Clubs.
Ich war immer wieder im Golf Club La Paz, um zu spielen, sehr elitär der höchste Golfplatz der Welt,
aber es stimmt, die Bälle fliegen weiter. Habe einen Golfball unter Anleitung meines Lehrers Alberto, in die Wand der Driving Rage auf 300 Meter Entfernung gedroschen.
Werde Bolivien blog hier beenden, es geht weiter zum Titicaca See, aber der heilige See bekommt eigenes Kapitel.