Auf geht’s Richtung Norden:
Am Campingplatz verabschiede ich mich vom Hund und fahre wegen der Servolenkung zur Tankstelle. Deren Ölstand ist weit unter Minimum und wird deshalb mit einem Liter aufgefüllt. Weiter geht es nach Rio Grande, den dort gibt’s eine Citroen-Werkstatt. Die haben auch eine Hebebühne und nehmen sich Zeit.
Die Wartezeit habe ich genutzt um mein Licht zu reparieren, beide Birnen waren einfach kaputtgeschüttelt. Die Halterung der Hydraulikschläuche war gebrochen und ein Schlauch angescheuert, zum Glück war der Schlauch nicht durch, denn dann wäre die Fahrt bis zur Citroen-Werkstatt nicht möglich gewesen.
Den Mechaniker mit LED Leuchte glücklich gemacht (hatte einige im Fundus), vielleicht fiel auch deswegen Rechnung mit 100€ relativ günstig aus. Nach 5 Stunden gings weiter, bin noch bis 22:00 gefahren, denn die Sonne geht erst kurz vor Mitternacht unter.
Die Region Santa Cruz durchfuhr ich in einem Tag und habe nun zum Glück alle Grenzübergänge zwischen Chile und Argentinien hinter mir. Der Wind ist stark und weht aus West, nach 2000 km mit starkem Seitenwind bin ich froh endlich wieder normal fahren zu können. Habe ein paar Biker getroffen, die haben schwer geklagt, einen habe ich beim ÜBerholen fotografiert: 15° Grad Seitenlage sind notwendig, um den Wind auszugleichen. Auch ist es hier im Norden nun endlich wieder wärmer.
Ziemlich zügig fahre ich nach Norden weiter, auf der Halbinsel Valdez übernachtet, wo man Wale beobachten kann, leider erst im Februar – Danke schön!
San Antonio Oeste, Villalonga, Bahia Blanca im Schweinsgalopp durchfahren, im kleinen Monte Hermoso Rast eingelegt und am Mar Ciquita Kite-Stunden genommen, freundlicher Lehrer: Chilene – aber etwas hektisch. Seine Frau gab mir den Tip, am Weg nach Buenos Aires in Punta Rasa Halt zu machen und zu Kiten. Ein idealer Platz, Kiteschule war ausgebucht, aber nachdem ich mit meinem Übungskite geflogen bin und wir ins Gespräch kamen tat sich doch eine Lücke im Kalender auf.
Habe jetzt so ziemlich alle Autostoppertypen durch, zuletzt zwei Ampeljongleure, haben Privatvorstellung gegeben, waren wirklich gut, verdienen so 30€ am Tag, reicht dicke hier. Dann noch Taubstummen, hat sehr deutlich gesprochen und wir konnten uns gut verständigen, zuletzt noch eine hübsche Polizistin in voller Montur, sind natürlich problemlos überall durchgebrettert.
Habe mich hier auch von meinem Provider personal getrennt und bin wieder auf claro umgestiegen.
Leider kann man die Prepaid-Nummer nur mit argentinischer Ausweisnummer freischalten, die internationale Version mit Pass und so geht nur im Claro Office.
Habe mich also wieder mal ans Touristoffice gewandt, die im Handyshop waren fast „New-York-unfreundlich“, und die Mädels von der Tourist-Information haben echt alles versucht. Zum Schluss hat eine die Nummer auf sich registriert, mir aber das Versprechen abgenommen, den Chip beim Verlassen von Argentinien zu vernichten. Ehrensache!
Kitestunden sind mit Bargeld zu bezahlen, aber leider spuckt keiner der Automaten Geld aus. Am Anfang meiner Reise war ich deswegen panischer, aber auch jetzt wird man dann nach 3 Tagen etwas unruhiger und denkt über Alternativ-Möglichkeiten nach. Der Automat sagt auch nicht, keine Verbindung zum Server oder so, sondern der Betrag ist zu hoch, auch wenn man nur 1 Peso will. Ich habe mit überlegt, zu einer Tankstelle zu gehen, mit den Leuten zu sprechen, dann den Sprit mit Kreditkarte zu bezahlen und das Bargeld von ihnen nehmen.
Also ab zum nächsten Ort – andere Bank und schon geht’s! Es ist aber tatsächlich ratsam, immer etwas Bargeld zu behalten, kann schon mal einige Tage dauern, bis ein Automat Geld auspuckt.
Punta Rasa: der Rio Ajo mündet hier und je nach Wind kitet man hier im Meer- oder Süßwasser – habe noch nie einen besseren Ort zum Kiten kennengelernt!! Deshalb zwei Tage verlängert, da auch der Lehrer Ivan extrem gut ist und sogar gut Englisch spricht. Hat eine Kiteschule in Buenos Aires – mal schauen, wieviel Zeit ich dort am Ende noch habe.
Die Verlustliste muss ergänzt werden: meine Bluetooth-Lautsprecherbox, sowie Duschzeug (Dusche repariert aber gutes, parfümfreies Duschgel stehen lassen).
Auch das Sockenmonster, das immer nur einen Socken pro Paar frisst schlägt öfter mal zu. Dafür sind aber Waschpulver und Sonnencreme wieder aufgetaucht.
Sammle hier meine Fleischabfälle und verfüttere sie an die Strassenhunde, zu meinem Erstaunen wurden meine Brathuhnabfälle von zwei Hunden ignoriert, schlecht kann’s nicht gewesen sein, denn ich hab es auch ohne Probleme gegessen.
Noch auf österreichisches Restaurant in Villa Gesell gestoßen: La Austriaca. Leider gibt’s keine Österreicherin, der Großvater war Norddeutscher. Es ist für den südamerikanische Geschmack ausgelegt, ein Haufen kitschiges Alpenglühen, Apfelstrudel picksüß, Kaffee war aber gut.
Bin dann zu der Kiteschule von Ivan in Buenos Aires, der hatte dann plötzlich keine Zeit, Bedingungen waren eher schlecht und so bin ich nach einer Stunde Kite weiter nach Zarate zur Wakeboardanlage.
Fühlte mich auch etwas abgezockt in Buenos Aires, alles kostet doppelt so viel wie auf dem Land, plötzlich mußte ich Lastwagenpreise auf der Autobahn bezahlen, weil EmmaZwo über 2,10 m hoch ist.
Im Februar wird an der Wakeboardanlage in Zarate die Weltmeisterschaft ausgetragen, die Italiener sind schon zum Trainieren da. Mein Freund Vossi ist bei den letzten Weltmeisterschaften für über 40jährige Weltmeister im Wakeboard geworden, vielleicht sollte ich 2020 bei den 60jährigen antreten.
Rosario ist eine schöne ruhige Stadt, habe mich gleich wohlgefühlt, Spanischschule war sehr gut, da im Sommer wenige Schüler da sind, hatte ich Einzelunterricht. Nach der Schule zum Waken: gute Anlage, freundliche Leute, haben mich mit Strom versorgt und an der Anlage übernachten lassen.
Am letzten Tag hab ich es übertrieben, das Ergebnis sind Abschürfungen an der Schulter und Nackenschmerzen.
Leider war es so heiß, dass vor 2 Uhr an Schlafen nicht zu denken war. Ich bin des öfteren in der Nacht durch die Stadt gefahren um mich und das Auto abzukühlen, denn die Klimaanlage funktioniert nur auf den vorderen Sitzen, wenn Motor läuft.
Cintia, die Leiterin der Schule, hat angeboten, den Unterricht über Internet weiter zu führen, werde ich machen! Die Art, wie hier unterrichtet wurde, hat mich überzeugt.
In Victoria beim Campen habe ich Lucas und Alina kennengelernt, ein 40 jähriges argentinisches Paar, er hat eine Autowerkstatt, sie ist Lehrerin. Bin also wieder westlich von Buenos Aires gelandet in Monte.
Am ersten Tag gab es Parilla: typisch argentinisches Grillen mit Unmengen an Fleisch. Ich werde mein Unicycle hier lassen, auf diese Weise kann Lucas üben und es wird geladen. Hier ist mir nun das Gas ausgegangen und wenn ich daran denke, wieviel Überlegungen ich wegen des Gases angestellt hatte, und jetzt hat die halbvolle Flasche vier Monate gehalten, habe aber auch außer Teewasser nicht wirklich viel gekocht.
Mein Adapter hat funktioniert (ausser dass ich ihn zuerst verkehrtherum aufgeschraubt habe), das heisst hier Boludo (Dummkopf).
Mein Restprogramm begann mit Reiten mit den Gauchos. Es gibt hier eine Hazienda mit Folkloreprogramm, aber ich bin ja kein Tourist. Lucas und Adeline haben einen Tag mitarbeiten auf der Hazienda (Vater und Sohn Betrieb) organisiert, war echt interessant. Um hier von Rindern leben zu können, braucht man viel Weideland und 350 Rinder. Die Gauchos checken die Tiere jeden Tag, denn es werden pro Jahr 300 Rinder geboren, meistens ohne menschliche Hilfe. Ist eins krank oder stirbt, wird es einfach liegen gelassen. Mein Pferd war lammfromm, leider hat man mich nicht informier, dass die Tiere auf dem Nachhauseweg etwas Gas geben, und um nicht unhöflich zu sein und davon zu preschen, habe ich gebremst. Leider war das für mein sensibles Tier zuviel und es hat mich abgesetzt. Wir lieben uns trotzdem noch, aber ich sollte vielleicht wieder mal Reitstunden nehmen.
Danach haben wir auf offenen Feuer wieder Unmengen Fleisch gebraten, der Kilopreis den die Farm erzielt liegt bei 1,10€.
Dann mit dem Jeep Zäune repariert, die Technik hat sich in den letzten 50 Jahren nicht geändert.
Am Abend habe ich Lucas und seinen Freunden gezeigt, wie man meinen Kite fliegt. Sie waren von meinem Spielzeug begeistert und so bleibt der also auch hier in Monte, besser als ein Jahr im Auto zu verstauben.
Bin dann von Monte aus aussen rum über Zarate nach Punta del Este in Uruguay, wollte eigentlich Kiten, aber leider war kein Wind. In Rosario habe ich beim Waken Fernando kennengelernt, der besitzt hier 4 Appartements und hat mich mein Auto davor abstellen lassen und mir Strom und sein Bad zur Verfügung gestellt. Punta del Este ist im Sommer der SchickiMicki-Ort und sehr teuer, in der Nebensaison ist Uruguayaber generell wie ausgestorben.
Wir waren auf einer Strandparty, Glas Wein 8€, Kitestunde 90€, meines erachtens zu viel in einem Land wo das Durchschnittseinkommen bei 500€ im Monat liegt.
Die Gegend hier ist sehr schön, etas hügelig, gün und leere Strände. Viel Natur, viele Vögel und sehr viele Tarantulas, die überqueren die Strassen, wie bei uns die Mäuse. Habe am Campingplatz eine gefunden und zwecks besseren Bildern mit Stock aus sicherem Abstand aufgehalten, als sie aber in Angriffsmodus (Hinterfüsse hoch) überging habe ich davon abgelassen, da ihr Biss giftig und sehr schmerzhaft ist und sie gut springen können.
Barfuß bin ich in der Nacht dann auch nicht mehr raus und die Fenster habe ich alle zugemacht.
Irgendwie war mir Uruguay zu teuer, und da es keinen Wind gab bin ich kurzentschlossen nach Buenos Aires zurück.
Habe mir hier einen großen Koffer gekauft (das günstigste Modell) und den Rucksack zurückgelassen, der Griff zum Zehen war bereits am Flughafen gebrochen, aber er braucht ja nur den einen Flug zu überstehen.
In Buenos Aires noch Tangoshow besucht, ist nicht meins, ansonsten ist mir Argentinien mittlerweile ans Herz gewachsen, wir haben uns zusammengerauft, die Unzuverlässigkeit von Menschen und Dingen wird von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft mehr als wett gemacht.